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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 94

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
94 la A/Sh/'I U-vfl. [X/. ' ^ fr?*-* /* ^yr fe ' B* Pirna ein. Ein sterreichisches Heer, welches zum Entstze herbeieilte, wurde bei Lowositz in einem heftigen Kampfe besiegt. Der Feldzug von 1 7 5 7. Prag. Kolin. Grojgcrn-dors, Hastenbeck, Robach und Leuthen. Im Jahre 1757, dem schlachtenreichsten des ganzes Krieges, erschienen alle Feinde Friedrichs im Felde; er aber verzagte nicht, zog nach Bhmen und besiegte die . .sterreicher in der ,mrderischem Schlacht bei Prag, wurde dauu aber; -'Bei' Kol in nach langem, blutigem Kmpfen selber geschlagen.') y Die Niederlage bei Kolin war gleichsam das Signal zum n-griffe fr die brigen Feinde. Die Russen drangen plndernd in das: stliche Preußen vor und schlugen den preuischen General Lehwald bei Grojgerndorf. Die Schweden nahmen Pommern in Besitz. Friedrichs Verbndete, die Eugluder und Hannoveraner, wurde von den Franzosen bei Hastenbeck (bei Hameln) geschlagen. Die Lage des Knigs schien verzweiflnngvoll. Aber jetzt sollte sich Friedrichs groes Feldherrntalent zeigen. Er teilte sein Heer in mehrere Abteilungen und zog selber mit einem Haufen den Franzosen entgegen." Bei Robach ^) traf er mit ihnen zusammen und besiegte sie unter tapferer Mitwirkung der Seydlitzschen Reiterschar nach einem kurzen Kampfe. Die Franzosen, an Zahl nm das Dreifache den Preußen berlegen, glaubten des Sieges schon gewi zu sein. Sie spotteten der das kleine Heer der Preußen und riefen: Die nehmen wir zum Frhstck, und den Mark-grasen von Brandenburg" schicken wir als Gefangenen nach Paris". Der König zog furchtlos mit feinem kleinen Heere auf einen Hgel und lie die Zelte ausschlage. Ruhig kochten die Soldaten ihr Mittagsmahl, während Friedrich genau die Bewegungen des Feindes beobachtete. Nachmittags zwei Uhr gab er den Befehl zum Angriff. Es schmetterten die Trompeten, im Nu standen die Soldaten in Schlachtordnung und strzten sich mit lautem Hurra aus die Feinde^/'Der tapfere Reitergeneral Seydlitz brach aus einem Hinterhalte hervor, schleuderte zum Zeichen des Angriffs feine kurze Tonpfeife empor und lie mchtig auf die Franzosen einhaucn. Ball Furcht und Schrecken suchten diese ihr Heil in der Flucht. Ju kaum zwei Stunden waren das franzsische und das Reichsheer vollstndig geschlagen. Inzwischen waren die sterreicher in Schlesien eingefallen und Hatten Breslau erobert. Sobald der König hrte, wie fchlimm es dort stand, eilte er den Feinden entgegen. Die sterreicher hatten auch hier wieder eine sehr gnstige Stellung eingenommen. Friedrich ver- 2) Vergleiche Gleims Gedicht: Schwerins Tod" und das Volkslied: Die Prager Schlacht", Wacker, Lesebuch Iii, Nr. 75. -) Sdwestlich vou Merseburg. 3) Friedrich Ii. hatte 20000 Mann, die Zahl der Franzosen betrug 60 000 Mann. y/.i'it-ii ' *-1 t ' A

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 95

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
sammelte feine Generale, und burd) eine zndende Anrede wute er eine Begeisterung zu wecken, die sich dem ganzen Heere mitteilte. Als er abends die Wachtfeuer besuchte, rief er fernen Soldaten zu: Gute Nacht. Kinder! Morgen haben wir den Feind geschlagen, oder wir find alle tot!" Sieg oder Tod!" antworteten ihm die Soldaten. Am andern Morgen wagte der Preuenknig mit feiner Pots-damer Wachtparade", wie die sterreicher fpotteud das kleine Heer der Preußen nannten, einen khnen Angriff gegen den dreimal fo starken Feind. Durch eine musterhafte Schlachtordnung und die Tapferkeit feiner Soldaten gewann Friedrid) nach dreistndigem harten Ringen einen herrlichen Sieg bei Leurhenx) (unweit Breslau). Es war die grte Schlacht des, Krieges. Fast ganz Schlesien siel jetzt wieder in Friedrichs Hnde. Der Feldzug von 1758. (Brefeld, Zorndorf und Hoch-kirch.) Die Franzosen waren mittlerweile wieder bis in die Elb-gegend vorgerckt; da hemmte Ferdinand von Braunschweig ihren Weiterzug, trieb sie der den Rhein zurck und schlug sie bei Brefeld. Friedrich wandte sich gegen die Russen, welche unter frchterlicher Verwstung bis in die Nenmark eingedrungen waren. Bei Zorndorf (unweit Kftriu) stie er auf die Feinde, und hier kam es zu der blutigsten Schlacht des ganzen Krieges. Auf beiden Seiten wurde mit Erbitterung gekmpft; General Seydlitz tat Wunder der Tapferkeit. Die Ruffen zogen sich in der Dunkelheit der Nacht zurck, die Preußen behaupteten das Sd)lachtfeld. Hierauf eilte der König nach Sachsen, um seinem hartbedrngten Bruder Heinrich gegen die sterreicher und die Reichstruppen beizustehen. Bei Hochkirch^) bezog Friedrich ein Lagir, wurde aber der-, fallen und ver(or fast alle Kanonen und eijie, g;oe Anzahl Truppen. Der Feldzug von 1 7 5 9. (Minden, Kunersdorf.^ Das Jahr 1759 war fr Friedrich das unglcklichste des ganzen Krieges. Ein groer Teil feiner Kerntrnppen war gefallen oder ver-mundet, und mit rneniger gut ausgebildeten , Soldaten mute er die i) Die Schlacht, welche neben der von Robach den glnzendsten Sieg Friedrichs b, Gr. bezeichnet, ist bemerkenswert durch die Anwenbnng der schrgen (keilfrmigen) Schlachtordnung: der rechte preuische Flgel 1000 Schritte dem linken voraus, soba die Schlachtreihe den tuschenben Einbrucl einer ungeorbneten Masse machte. s) Ostlich von Bautzen.

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 96

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
96 Lcken in seinem Heere ausfllen; dazu waren seine Geldmittel erschpft.') Seine Feinde machteil von allen Seiten her gewaltige Anstrengungen. Von Westen drangen die Franzosen bor utib zogen dann verheerend durch die westflischen Landesteile. An der Weser stellte sich ihnen der Herzog Ferdinand von Brauuschweig entgegen und schlug sie in der ruhmvollen Schlacht bei Minden. Von Osten waren die Russen im Anzge. Sie drngten die Preußen der die Oder zurck und vereinigten sich mit den sterreichern. Friedrich brach gegen die vereinigten Feinde aus und traf bei Kunersdorf (bei Frankfurt ct. d. O). mit ihnen zusammen. Die Preußen kmpften mit der grten Tapferkeit, wurden aber von der bermacht zurckgedrngt und iu die Flucht geschlagen. Friedrich griff in der Schlacht zuerst die Russen an. trieb sie aus ihren Verschanzungen und warf sie in die Flucht. Mau riet dem Könige, die Schlacht abzubrechen; Friedrich wollte jedoch den Feldzug an diesem Tage zur Ent-scheidung bringen. Als die ermdeten und geschwchten Truppen bou neuem zum Sturm bergehen muten, geriet das Heer in Unordnung. Selbst ein todeskhner Augriff des Generals Seydlitz konnte die Schlacht nicht retten. Seydlitz wurde verwundet, und der Major Ewald von Kleist, der Snger des Frhlings", zhlte zu den Toten. Sogar der'knig kam hart ins Gedrnge; zwei Pferde brachen unter ihm zusammen, und ein drittes wurde verwundet. Friedrich wurde von einer Kugel getroffen; doch eine goldene Dose in seiner Brusttasche rettete ihm das Leben. Fast mit Gewalt mute man ihn vom Schlachtfelde entfernen. Alles ist verloren," schrieb er an den Minister von Finkenstein in Berlin, retten sie die knigliche Familie. Adieu fr immer." In der Tat war Friedrichs Lage eine hchst unglckliche. Doch auch die Verbndeten hatten den Sieg teuer erkauft. Der russische General schrieb an seine Kaiserin: Der König von Preußen pflegt Niederlagen teuer zu erkaufen. Noch ein solcher Sieg, und ich werde mit dem Stab in der Hand die Nachricht nach Petersburg berbringen mssen." Un-berechenbare ble Folgen fr Preußen htte der Tag von Kunersdorf nach sich ziehen knnen, wenn sich Friedrichs. Feinde nicht entzweit htten. Der Feldzug von 1 760. (Liegnitz und Torgau.) Auch dieses Jahr fing fr den König unglcklich an, endete aber um fo glnz-voller fr den groen Feldherrn. Bei Liegnitz berraschte er durch einen pltzlichen Angriff die sterreicher und schlug sie mit groen Verlusten in die Flucht. ') Es mute minderwertiges Geld hergestellt werden; aus 4 Mill. wurden 11 Mill. Taler geprgt. Die Beamten erhielten ihr Gehalt in Papiergeld ausgezahlt.

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 159

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
1 ' - ---r . 159 Kriegsmanifestes des Herzogs von Braunschweig erklrte die franzsische Regierung das Vaterland in Gefahr". Zahlreiche fr Freiheit und Vaterland begeisterte Freiwillige eilten zu den Fahnen und, gefhrt von tchtigen Befehlshabern, rckten sie an die Greuze. Bei Valmy (Dep. Marne) stieen die feindlichen Heere aufeinander. Der Herzog von Branufchweig begngte sich mit einer nutzlosen Kanonade auf die Stadt und zog mit den preuischen Truppen an den Rhein zurck; die Franzosen folgten ihnen auf den Fersen. Die Städte Sp ei er und Worms wurden von Custiue genommen, Mainz und Frankfurt ffneteu ohne Schwertstreich die Tore, die sterreicher wurden bei Jemappes (bei Mns) vollstndig geschlagen. Die Franzosen erlieen an alle Völker den Ausruf: Krieg den Palsten, Friede den Htten!", Freiheitsbume wurden aufgerichtet und die Frauzoseu als Befreier begrt. b) Der erste Koalitionskrieg. (17931797.) Am 21. Januar 1793 war das Haupt des unglcklichen Knigs von Frankreich auf dem Blutgerste gefallen. Entrstet der eine solche Freveltat schlssen sich auf Veraulafsuug des englischen Ministers Pitt die meisten europischen Staaten (Deutschland, England, Holland, Spanien und Neapel) dem preuisch-sterreichischeu Budnisse (erste Koalition) an. Die Preußen entrissen den Franzosen Mainz, besiegten sie bei Pirmasens und -staise.rslauteru, die fter-reicher nahmen ihnen Belgien; doch die errungenen vorteile der Verbndeten gingen gar bald und nicht zum geringsten Teile durch ihre Uneinigkeit und Unentschlossenst wieder verloren. Der Konvent in Paris ordnete Mnssenau]gebte an, Cgrnot ordnete die begeisterten Scharen, und in Krraschener Schnelligkeit eilten die neuen Heere dem Feinde entgegen. Belgien muten die sterreicher vou neuem preisgeben, Holland wurde erobert und nach sranzsischemmuster zu einem Freistaat, der Batavischen Republik", ./:)ijj- umgebildet. Preußen, dem die Geldmittel zur weiteren Kriegsfhrung < . fehlten, und das seine Stellung in Polen durch das Vorgehe sterreichs-und Rulands bedroht sah, schied aus der Reihe der Gegner Frankreichs und schlo den Tp a r 1 fjrl eben von Basel (1795). Es verzichtete aus alle linksrheinischen Besihungen^jedoch unter der Bedingung^-da ihm spter bei einem allgemeinen Frieden eine anderweitige Ent- < schdignng in Deutschland zuteil wrde. Whreud der groen Kmpfe um das Schicksal Europas blieb Preußen bis 1806 neutral; es verlo viel von seinem Ansehen in Deutschland und erschtterte seine Stellung

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 171

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
- 171 - Krieg gegen H^ortngat und Spanien. 18081814. Um den Handel Englands, das noch immer als unberwundener Feind Frankreichs dastand, auf dem enropifchen Festlande zu vernichten, suchte Napoleon die Kontinentalsperre in allen Staaten durchzufhren; fast alle Lnder fgten sich feinem Willen, nur die Trkei und Portugal wiesen diese Zumutung zurck, weil sie unter englischem Schutze standen. Napoleon lie deshalb ein Heer in Portugal einrcken und das Land besetzen; die portugiesische Knigsfamilie floh nach der Kolonie Brasilien in Sdamerika. In Spanien waren zwischen dem Könige Karl Iv. und seinem Sohne Thronstreitigkeiten ausgebrochen. Um dieses Land zu einem Lehnsstaate Frankreichs zu machen, lud Napoleon die beiden Fürsten zu einer Zusammenkunst nach Bayonne ein. Durch List und Gewalt zwang er den König zur Abdankung und bertrug die Regierung in Spanien seinem Bruder Joseph, dem bisherigen Könige von Neapel. Mnrat, der bisherige Groherzog von Berg, wurde König von Neapel, das Groherzogtum Berg fiel als erledigtes Lehen an Frankreich. Die Spanier wollten aber von der Fremdherrschast nichts wissen; sie erregten einen allgemeinen Aufstand und erffneten aus ihren Bergen und Schluchten einen erfolgreichen Guerillakrieg' gegen die Franzosen; sie sanden Hilse bei den Englndern, die ihnen ein Heer unter dem General Wellesley (Lord Wellington) schickten. Bevor Napoleon dem neuen Feinde im Sdwesten persnlich entgegentrat, wollte er sich erst .uach dem Osten hin den Rcken decken. Aus dem Frstentage zu Erfurt" schlo er mit dem russischen Kaiser ein Bndnis; Rußland sollte sterreich den Krieg erklären, falls dieses Frankreich angreifen wrde. Dagegen gab Napoleon feine Einwilligung zur Erwerbung Finnlands und der Donaufrstentmer durch Rußland. Zu dem Frstentage hatten sich die Fürsten des Rheinbundes entweder selber eingefunden oder ihre Thronerben gesandt; Preußen war durch den Prinzen Wilhelm vertreten, Ofterreich durch einen General. Napoleon zeigte sich in seiner ganzen kaiserlichen Pracht, aber auch in seiner endlosen Uber-Hebung und grenzenlosen Rcksichtslosigkeit gegenber den deutschen Fürsten. Feste folgten aus Feste, die besten Pariser Schauspieler waren nach Erfurt gekommen, um hier vor einem Parterre von Knigen zu spielen". Auf dem Sck/.achtfelde von Jena wurde eine Hasenjagd (!) veranstaltet, zu der Prinz Wilhelm von Preußen Napoleon begleiten mute. Nachdem das Bndnis mit Rußland zustande gekommen war, brach Napoleon nach Spanien auf, besiegte die Spanier in kurzer Zeit und

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 177

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Als Friedrich Wilhelm Iii. als Gegengewicht zum Rheinbunde mit Zustimmung Napoleons, ohne dessen Arglist zu durchschauen, den Norddeutschen Bund bildete, wirkte der Korse im stillen gegen einen Anschlu der kleinen Fürsten an Preußen; ferner hatte Napoleon sich bereit erklrt, den Englndern Hannover zurckzugeben. Da-gegen weigerte er sich, die preuische Festung Wesel, die nach dem Vertrage zu Schnbrunn an Frankreich gefallen (S. 176), infolge des Vertrages von Paris (1806) an Kleve-Berg abgetreten war, von Napoleon aber als militrischer Sttzpunkt mit einer starken Garnison belegt wurde, desgleichen die Abteien Essen, Werden und Elten, welche gem dem Reichsdeputationshauptschlu an Preußen gefallen waren, von den franzsischen Truppen zu subern, weil er sie fr klevische Gebietsteile erklrte. Da Napoleon auch sonst noch, wann und wie er nur konnte, Preußen und seinen friedliebenden Herrscher zu beleidigen suchte, sah sich der König endlich gezwungen, an Frankreich den Krieg zu erklären. . 2. Saalfeld, Jena und Auerstdt. Auf eine preuische Kriegs-erklrung hatte Napoleon nur gewartet. Sein Heer war kampfbereit; schnell lie er es in Franken einrcken und die Pffe des Thringer Waldes besetzen. Der allzu mutige und khne Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen griff mit der Vorhnt die Franzosen bei Saalfeld (10. Oktober 1806) au. Die Preußen erlagen der feindlichen bermacht, und der ritterliche Prinz starb den Heldentod frs Vaterland. Der Hauptteil des preuische,: Heeres stand bei Auerstdt (R.-B. Merseburg) unter dem Herzog Ferdinand Don Braun schweig, ihm gegenber der franzsische General Davoust. Am 14. Oktober kam es hier zur Schlacht. Die Preußen wurden gnzlich geschlagen; im ent-scheidenden Augenblicke raubte eine feindliche Kugel dem hochbetagten Feldherrn beide Augen. An demselben Tage siegte Napoleon der den anderen Teil der Preußen unter dem Fürsten von Hohenlohe bei Jena. Die Trmmer des geschlagenen Heeres wurden nach allen Seiten hin zersprengt und muten sich schlielich fast smtlich den verfolgenden Franzosen ergeben. 3. Der Verrat der Festungen. Art Stelle des bermutes trat bei den Preußen sast allgemein eine vollstndige Mutlosigkeit und Ver- *) An der Saale, sdlich von Rudolstadt. Brockmann. Lehrbuch der Geschichte. Iil 12

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 178

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
178 zagtheit ein. Der Glaube an die eigene Kraft war geschwunden, und der Widerstand in der Verteibignng des Vaterlandes wurde aufgegeben. Die meisten Festungen fielen ohne Schwertstreich in die Hnde der Sieger, so Ersnrt, Spandan, Stettin und Kstrin. Selbst das feste Magdeburg ergab sich schon am 8. November mit 24 000 Mann und 19 Generalen ohne Wiberstanb. Nur wenige Festungen hielten eine lngere Belagerung aus, wie Breslau, Brieg und Neisse; anbere, wie Kolberg, Granbenz und Glatz verteidigten sich so tapfer, da sie berhaupt nicht in die Hnde der Feinde fielen. Graudenz wurde von dem 72jhrigen General Courbire verteidigt. Alle Mittel, Drohungen und Schmeicheleien, wandte man an, um den treuen und tapferen Kommandanten zur bergabe zu bewegen. Als ihm die Fran-zosen mitteilten, es gbe keinen König von Preußen mehr, antwortete er stolz und entschieden: Nun, so bin ich König von Graudenz". Die Festung hielt sich, bis der Friede kam. Der dankbare König ernanute den tapferen General spter zum Feldmarschall und zum Gouverneur von Westpreuen. Als die erste Bombe in die Festung Kolberg fiel, war der alte Komman-dant so erschreckt, da er zu seiner Umgebung sprach: Wenn das so weiter geht, werden wir doch noch zu Kreuze kriechen mssen." Das hrte Nettelbeck, der Fhrer der knigstreuen Brgerschaft. Emprt der solch eine Zaghaftigkeit, rief "er: Halt! Der erste, der von euch das Wort: zu Kreuze kriechen"", wieder ausspricht, stirbt von meiner Hand." Der Kommandant wollte Nettelbeck ergreifen und erschieen lassen, doch die drohende Haltung der Brger hielt ihn davon ab. Gneisenan wurde jetzt Kommandant, und unter seinem Oberbefehle hielt sich bei der heldenmtigen Verteidiguug der Brgerschaft mit ihrem Brgeradjutanten Nettelbeck die Festung bis zum Ausgang des Krieges, obgleich sie mehr einem Trmmerhaufen als einer Stadt glich.') Ganz Norddeutschland stand der Willkr des franzsischen Macht-Habers offen. Schon am 27. Oktober hielt er seinen Einzug in Berlin und nahm seine Wohnung im alten Knigsschlosse, nachdem die knigliche Familie in grter Eile nach Knigsberg entflohen war. In Berlin verga Napoleon nicht, eine Menge von Merkwrdigkeiten und Kunftgegenftnden nach Paris senden zu lassen, so die Sieges-gttin von dem Brandenburger Tore, die eroberten Fahnen und alles, was in den Kassen und Zeughusern zu finden war. !) Nettelbeck, Branntweinbrenner und Mitglied der Stadtvertretuug, zeichnete sich schon im Siebenjhrigen Kriege bei der Verteidigung seiner Vater-stadt aus. 1807 verhinderte er mit seinem Freunde die bergabe Kolbergs, veranlagte die Sendung Gneisenans und beteiligte sich als Held bei der Verteidigung der Stadt. Um den patriotischen Mann zu ehren, verlieh ihm der König die Admiralsuniform und bewilligte ihm eine Pension. Nettelbeck starb 1824 zu Kolberg.

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 179

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
In Berlin erlie er am 21. November 1806 die Kontinental-sperre, wodurch er allen unterworfenen Lndern des Festlandes jeglicheu Handel und schriftlichen Verkehr mit England verbot, um dieses Land wenigstens wirtschaftlich zu Grunde zu richten. 4. Preuisch-Eylau und Friedland. Die Trmmer des preu-ischeu Heeres hatten sich zum Teil jeuseits der Oder gesammelt und mit den Russen vereinigt. Bei Preuisch-Eylau kam es am 7. u ii d 8. Februar 1807 zu einer furchtbar blutigen Schlacht, die uu-entschieden blieb; beide Teile rhmten sich des Sieges, nachdem der Kampf wegen Erschpfung abends spt abgebrochen war. Am 14. Juni warf sich Napoleon zwischen die Heere der Verbndeten und brachte den Russen bei Friedlaud eine entscheidende Niederlage bei. 5. Der Friede zu Tilsit. Da es Napoleon gelang, den russischen Kaiser fr sich zu gewinnen, mute Preußen in seiner vlligen Hilslosig-keit Frieden schlieen. Dieser kam am 9. Juli 1807 zu Tilsit zustande. Preußen verlor alle seine Besitzungen zwischen Rhein und Elbe uebst der Festung Magdeburg, serner einen groen Teil seiner polnischen Besitzungen nebst Danzig und Thorn. Von den polnischen Lndern behielt es nur Westpreuen, das Bistum Erm-land und einen schmalen Streifen des Netzedistriktes. Bayreuth kam an Bayern, und kleinere Teile wurden Holland und Sachsen zugewiesen. Preußen durfte nur 42 000 Mann Soldaten halten, mute 112 Mill. Mark Kriegs kosten zahlen und bis zur Abtragung einer bestimmten Summe ein franzsisches Heer von 150 000 Mann in seinen Festungen unterhalten. Seine Hfen mute es den Englndern verschlieen. So wurde der preuische Staat von 306000 qkm mit 9,7 Mill. Einwohnern auf 150000 qkm mit 4.6 Mill. Einwohnern zurckgefhrt. Iv. Greuens Wiedergeburt. 1. Das Elend im Lande. Der Friede zu Tilsit bezeichnet den Standpunkt der tiefsten Erniedrigung fr Preußen. Der König besa das ihm verbliebene Gebiet nur dem Namen nach ; in Wirklichkeit waren die Franzosen die Herren des Landes und schalteten und walteten in der schrecklichsten Weise. Was Napoleon an Kunstwerken im Lande sand, das schickte er nach Paris.

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 188

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
188 Durch, seine militrischen Schriften war Scharnhorst bald weithin bekannt geworden. Von dem Herzog von Brannschweig dem Könige von Preußen empfohlen, trat er als Oberstlentn an t der Artillerie in das preuische Heer ein. Er kam in den Generalstab, hielt anch nebenbei an der Kriegsakademie Vorlesungen fr die Offiziere. Wegen seiner anerordent-lichen Verdienste wurde er vom Könige in den Adelstand erhoben. In Berlin gehrte Scharnhorst zur Kriegspartei; er durchschaute schon bald die hinterlistige Politik Napoleons, und nach der Verletzung des preuischen Gebietes seitens der Franzosen erklrte Scyarnhorst offen und deutlich- Tritt Preußen jetzt nicht Ofterreich und Rnland bei, und siegt Napoleon, so werden wir ihn im nchsten Jahre auf dem Halse haben, und wo dann Beistand?" Nach den Unglcksjahren berief der König Friedrich Wilhelm Iii. den ernsten und tatkrftigen Scharnhorst in feine Nhe und bertrug ihm die Neugestaltung des Heeres. Scharnhorst wurde somit der Schpfer des neuen preuischen Heerwesens, Nach dem unglcklichen Rckzge Napoleons aus Rußland suchte der besonnene Scharnhorst ein bereiltes Handeln der kampfbegierigen Offiziere zu verhten. Doch als die Zeit da war, schlo er im Auftrage seines Knigs mit den Russen den Vertrag zu Kalisch und bewirkte dann mit richtiger Ein-ficht die Ernennung Blchers, des Mannes der Schlacht, zum Oberbefehlshaber des Heeres, während er selber die Leitung des Generalstabes bernahm. In der Schlacht bei Grogrschen (Ltzen) wurde er von einer Karttschenkngel gefhrlich getroffen. Trotz der schweren Verwundung lie er sich nach Prag bringen, um im Auftrage seines Knigs mit Blut um Osterreich zu werben"; hier aber ereilte ihn am 28. Juli 1813 der Tod. nachdem er wenigstens die Morgenrte der Freiheit fr sein Vaterland hatte an-brechen sehen. Sowohl in Prag als auch in Berlin ist dem Waffen-schmiede d entscher Freiheit" ein Denkmal errichtet.') Dritter Abschnitt. Zeitalter der Areiheitskriege. 1. Gottes Strafgericht in Rußland. Napoleon stand auf dem Gipfel feiner Macht. Vom Glcke geblendet, fate er den verwegenen Plan, das gewaltige russische Reich zu vernichten, um dann die Kontinentalsperre vollstndig durchfhren, England in Ostindien angreifen und wie ein zweiter Alexander der Groe ein Weltreich grnden zu knnen. Noch drei Jahre, und ich bin Herr des Weltalls," sagte Napoleon in stolzer berhebung im Jahre 1811. ]) Vergleiche M. von Schenkendorfs Gedicht: Auf Scharnhorsts Tod."^

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 192

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
192 Her" und der Aufruf zur Bildung der.landwehr und des Landsturmes folgten.')" Angefeuert von den begeisterten Vaterlands-dichtem Max von Schenkendorf. E. M. Arndt und vor allem von Theodor Krner, ging es mit Gott fr König und Vaterland" hinein in den groen, schweren Kampf. 3. $ie ersten Schlachten. Napoleon hatte sofort nach feinem nn-glcklichen Rckzge aus Rußland in Fraukreich ein Bedeutendes Heer gesammelt und auch die Rheinbundstaaten verpflichtet, ihre Truppen gegen die deutschen Brder ins Feld rcken zu lassen. In Eilmrschen zog er mit dem grten Teile seines Heeres gegen die verbndeten Preußen und Russen. Bei Grogrschen (Ltzen)) trafen die beiden Heere auf-einander (am 2. Mai 1813). Obgleich besonders von den Preußen mit der grten Tapferkeit gekmpft wurde, muten sich die Verbndeten doch vor der feindlichen bermacht zurckziehen. Unter den Verwundeten befand sich auch Scha.ruhorst. Napoleon merkte wohl, welchen Feind er jetzt an den Preußen vor sich hatte, und sagte: Das sind nicht die Preußen von Jena und Auer-stdt. Nicht einen Nagel von einer Kanone lassen sie sich nehmen." Auch bei Bautzens blieb Napoleon (am 20. und 21. Mai) Sieger, doch.fhlte er sich so geschwcht, da er den Verbndeten einen sechswchigen Waffenstillstand anbot, der auch zustande kam. Die Verbndeten zogen sich langsam und wohlgeordnet nach Schlesien zurck. Trotz der Waffenruhe lie Napoleon das Ltzowsche Freikorps, das im Nucken seiner Truppen stand, angreifen und zum Teil niederhauen. Der Dichter Krner wurde hierbei verwundet, aber gerettet. 4. Waffenstillstand. Die Nachricht von dem Waffenstillstnde wirkte in Preußen niederschmetternd; man frchtete einen schmachvollen frieden. Doch der König suchte das Volk zu beruhigen und versicherte, der Waffenstillstand sei nur abgeschlossen, damit sich die Verbndeten besser rsten knnten, um dem Feinde an Macht gleich zu kommen. sterreich suchte in dieser Zeit den Frieden zu vermitteln. Als aber seine Vorschlge an den malosen Forderungen Napoleons schei- ]) Vergleiche: Aufruf" von Th. Krner, Der Landsturm" von M. von Schenkendorf und ..Aufruf König Friedrich Wilhelms Iii. an fein Volk", Wacker, Lesebuch Iii; Nr. 197. 2) Sdwestl. von Leipzig. Es kmpften 120 000 Franzosen gegen 70 000 Preußen und Russen unter der Oberleitung des unfhigen russischen Generals Wittgenstein. 3) Nordstl. von Dresden.
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